Wappen – Wappenscheiben – Siegel

Nicht selten prangen heute noch in Wohnstuben gläserne Wappenscheiben. Wird der Hausherr darauf angesprochen, verkündet er mit einem gewissen Stolz, dass hier das Wappen seiner Familie dargestellt sei.

Umso grösser ist dann seine Ernüchterung, wenn er zufälligerweise bei einer Familie gleichen Namens ein anderes Wappen vorgeführt bekommt.

Wenn die sich einstellende Überforderung nun das Interesse nicht gänzlich zum Erliegen bringt, wächst die Neugierde nach einer plausiblen Antwort zur gemachten Beobachtung.

Der nun zum Forscher avancierte Interessierte wird schnell feststellen, dass sogar in der eigenen Familie im Laufe der Zeit unterschiedliche Familienwappen verwendet wurden. Allerdings konnte es durchaus auch vorkommen, dass bestimmte Familienwappen über mehrere hundert Jahre in Gebrauch blieben.

Die Familienwappen waren in älterer Zeit juristisch nicht geschützt, so dass jeder nach Belieben sein eigenes Wappen kreieren konnte. Ein Wappen brauchte aber nur, wer in einer gehobenen Funktion siegeln musste. Bei der Erschaffung eines eigenen Siegels nahm man beispielsweise Elemente aus dem eigenen Beruf (z.B. eine Zimmermannsaxt) und allgemeine Elemente aus der Heraldik (z.B. ein dreiblätteriges Kleeblatt). Es versteht sich von selbst, dass ein Nachkomme mit einem anderen Beruf nicht zwingend dasselbe Siegel haben musste, wenn er denn überhaupt noch eines besass.

So muss man heute ernüchtert zur Kenntnis nehmen, dass es in den meisten Familien das „echte“ Familienwappen gar nicht gibt und die eigenen Vorfahren im Laufe der Zeit die verschiedensten Familienwappen benutzt haben.